
Lourdes – Es darf auch mal Flops geben
Mein nächster Halt führte mich nach Lourdes. Zuerst positiv beeindruckt war ich von der Kathedrale. Solch eine gelungene Kombination aus schlichter Eleganz und Prunk habe ich noch nicht gesehen. Auch die hier deutlich in Erscheinung tretende weibliche Seite des Glaubens finde ich wunderschön.
Danach bin ich um die Kathedrale zur Grotte gegangen. Unendliche Warteschlangen in vielerlei Hinsicht kranker Menschen, die nach Geistiger und körperlicher Heilung rufen. Als Gegner von Plastikflaschenwasser und leidenschaftlicher Bergbachwasser-Trinker hat mein Herz geblutet, Menschen dabei zu beobachten, Heilwasser aus Leitungen zu zapften und in Plastikflaschen füllen. Das fühlte sich für mich acht- und herzlos an. Die Bitte einer Freundin, ihr solch ein Wasser mit zu bringen schlug ich aus und empfahl ihr: Geh‘ auf den Berg, hüpf‘ in einen schönen klaren Bach und trinke dieses Wasser. Das bringt dir mehr!
Abends bin ich durch die Straßen gezogen, was mich ein wenig an Andorras leuchtende Shoppingmeilen erinnerte. Nur die religiöse Form davon. Man konnte Plastikheilwasser kaufen, Plastikmarienfiguren, Plastikkreuze, Plastigessen usw…
Zufällig bin ich an einem Gault-Millau-Prämierten Restaurant vorbei gekommen, was kulinarisch ein leuchtender Stern der Stadt war. Ein nettes belgisches Pärchen hat mich zum Dessert an ihren Tisch eingeladen und wir fragten die Restaurant-Besitzerin, wie es mit „gut essen gehen“ in Toulouse aus sieht? Ihre Antwort: „Sehr sehr schwierig!“ Das bestätigte unseren Eindruck der ganzen herzlos eingerichteten Kneipen. Ihr könnt euch denken, dass ich hier nicht lange blieb.