Biarritz 2.0

Nach einem kurzen Ausflug Richtung Spanien habe ich mich wieder in meine neue Wahlheimat Biarritz zurück begeben. Ich merkte, dass ich tiefer in diesen Ort eindringen möchte. Eine entscheidende Erkenntnis zu diesem Zeitpunkt war: Da kommt nichts mehr, was ich verpasse. Es wird nur anders. Also blieb ich da und hatte in der kommenden Zeit einen Überfluss an Input für kommende Events und neue Freunde.

So lernte ich z.B. die gebürtige Österreicherin Laila eines Morgens kennen. Gemeinsam mit ihrem Mann Rico und ihrem Knuddedackel Lani lebt sie seit einem Jahr in Biarritz, nimmt am Kite-Weltcup teil und startet gerade ihren Blog über „Zero Waste“ und der Anleitung zur Herstellung eigener Hautpflege-Produkte.
Wir verbrachten eine wunderbare Zeit mit Strandspaziergängen, Spiele- und Weinabenden, feierten unsere Geburtstage zusammen und besuchten den Surf-Weltcup in Hossegor.

Fasziniert hat mich auch eine Familie aus Holland. 2 Erwachsene und 3 Kinder starten auf ein einjähriges Weltreise-Abenteuer in einem VW-Bus. Um das zu ermöglichen haben sie tief in die Trickkiste gegriffen. Die Eltern sind offiziell „getrennt“ und der Vater „wandert aus nach Amerika“. 😉 Das ermöglichte, die Kinder von der Schule zu nehmen und das Auto zu packen. Ihr Haus vermieten sie in dieser Zeit, um sich die Reise zu finanzieren. Die berufliche Zukunft bleibt aber ungewiss. Also ein gewisses Risiko gehört dazu. Ihren sehr ehrlichen Blog verfolge ich gespannt.

Inspirierend war auch sonst die Kreativität mancher Menschen zu sehen. Eine Amerikanerin verbindet Sprachkurse mit Unternehmungen wie Surfen, Wandern in der Natur, gemeinsam Essen gehen usw… Quasi lernen im Leben und mit Spaß.

Leider nur einen Abend verbrachte ich mit einem australischen Pärchen. Shirley ist eine bekanntere Straßenkünstlerin und Andy Fotograf. Ihren Transporter haben sie zu einem begehbaren Fotoapparat umgebaut. Mit ihm präsentieren auf Festivals die alte Schule der Fotografie. Man kann quasi in die Kamera gehen und dabei zu sehen, wie das Foto entsteht. Aber auch der Innenausbau war unglaublich. Wir saßen auf einem bequemen Sofa an offenem Feuer und genossen Tee, Wein und unser Zusammensein.

Ins Herz geschlossen habe ich auch Madicken aus Schweden und ihren Hund Milo. Sie hat ihre Wohnung verkauft und begibt sich in ihrem umgebauten Van auf Europatour. Ob der Hund oder sie unsere gemeinsame Offroad-Tour mehr genossen hat, war ich mir nicht sicher. Eigentlich dachte ich, dass Milo nach dem Gewackel im Gelände nie wieder in mein Auto steigt. Aber er holte sich jeden Morgen seine Streichel-Einheiten ab und seine Augen fragten, ob er noch einmal auf dem Beifahrersitz Platz nehmen darf.

Wenn der Herbst mich nicht vertrieben hätte wäre ich vermutlich noch heute dort. Auf ein Wiedersehen Biarritz.